Das gestern vorgestellte Klavier hat eine Hammerkopfbearbeitung bekommen, die bisherigen Bilder entstanden vor der Bearbeitung. Auf dem nächsten Bild sehen Sie nun viele Hämmer, an denen verschiedene Stadien der Hammerkopfbearbeitung sichtbar werden.
Alle Hämmer sind bereits „konditioniert“, wie ich das nenne. Das bedeutet: Mit einer speziellen Technik wurde der Filz so vorbereitet, dass die festgespielten Fasern in der Scheitelzone bis zum Holzkern hin wieder Luft bekommen und sich minimal gegeneinander bewegen können. Die Filzsubstanz bekommt also einen guten Teil ihrer zugedachten Elastizität zurück. Der so vorbereitete Hammerfilz kann deutlich schneller als zuvor von den angeschlagenen Saiten abprallen, die Saiten schwingen besser, der Klang knallt weniger.
Als nächstes werden die Hämmer „abgezogen“, das heißt: auf Form geschliffen. Dabei verschwinden die überstehenden Flusen und somit auch die Rillen. Der Scheitel bekommt wieder eine Rundung, die möglichst sinnvoll zur Holzkernform passt. Ganz optimal geht das nicht, da möglichst viel Flankenfilz erhalten bleiben sollte; denn der Flankenfilz hält die Spannung im Scheitelfilz stabil. (Optimale Scheitelformen gibt es also nur bei neuem Hammerkopffilz.)
Es gehört zu den wichtigen Standards der PianoCandle-Hammerkopfbearbeitung, dass der Filz stets zum Scheitel hin abgezogen wird, um die starke Spannung im Scheitel bestmöglich zu wahren. Ein paar Hämmer links im Bild sind bereits unterseitig abgezogen. In der Mitte des Bildes sind die Hämmer bereits beidseitig abgezogen. Es sind auch die Hämmer der vorigen Bilder darunter. Das sieht schon recht verheißungsvoll aus, aber noch nicht spielfertig. Die Hämmer rechts im Bild sind im Prinzip fertig. Sie wurden nach der Formung geglättet und vom Staub befreit.
Stellen sie sich bitte den nun erzielten klanglichen Unterschied ähnlich deutlich vor wie den optisch sichtbaren Unterschied: Die so zubereiteten Hämmer leisten ihre Arbeit schnell (statt träge), klar (statt verhangen), farbig (statt matt), brillant (statt laut) und elastisch (statt hart). Hier noch ein vergrößerter Ausschnitt des obigen Fotos:
Es ist dann noch weitere Feinarbeit nötig. Darüber schreibe ich ein andermal.
Zugegeben: Das alles geht nur, solange noch genug Filzsubstanz vorhanden ist. Und am Ende ist der Hammerfilz nur im allergünstigsten Fall wie neu, jedoch mindestens so, dass er Lust macht. Ich schließe hier mit einem Zitat aus Heinrich Spoerls „Feuerzangenbowle“:
„Es est necht alles Gold, was glänzt, aber auch necht alles Dräck, was donkel est.“